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Das intensive Sterben der traditionellen Kneipen um die Ecke fand schon vor 10 bis 15 Jahren statt. Damals haben wir den verbleibenden Wirten empfohlen, neben ihren Getränken, vor allem Bier, auch Kleinigkeiten zum Essen anzubieten.

Die berühmten „bierbegleitenden Speisen“ wie die Frikadelle, das Mettbrötchen und ähnliche „Snacks“ sind so als Begriff entstanden. Die Strategie dahinter ist einfach: Wer etwas isst, der hält sich auch länger in dem gastronomischen Betrieb auf und trinkt dann in der Regel auch noch weitere Getränke. Allein mit Getränken einen gastronomischen Betrieb betreiben zu können, wurde immer schwieriger. Auch weil die Lebensgewohnheiten sich änderten. Heute gibt es die „Kneipen“ mit erweitertem Speisenangebot wieder. Wir nennen diese Art der Kneipen „Nachbarschaftsgastronomie“. Die „alten“ haben schon Kultcharakter.

Es scheint dennoch fraglich, ob die einfache Art der Gastronomie mit Bier ausschenken wirklich noch zukunftsfähig ist oder ob nicht die Stammkundschaft langsam ausstirbt. Ein weiteres Konzeptelement kann hier helfen. Zum Beispiel durch kleine „Events“ die Kneipe zum Kommunikationsbetrieb mutieren zu lassen. Oder die bierbegleitende Speisen so auszuweiten, dass der Betrieb gleichermaßen zum einfachen Essen und Trinken aufgesucht wird. Hierzu müssen natürlich die räumlichen Voraussetzungen stimmen.

Die Kneipe lebt aber auch in anderer Form wieder auf, andere Getränke stehen im Vordergrund: Wein-Bar (mit weinbegleitenden Speisen), Cocktailbar mit Dipps oder auch Vitaminbars tagsüber. Auch hier gilt es wieder die Fokussierung auf die Zielgruppe – das Erkennen eines Lebensgefühls. Wieder zurück zu den kleinen Speisen in umgekehrter Reihenfolge. Die Tapas-Bar vermittelt auch eine Kneipengefühl – zu Bier und Wein Kleinigkeiten essen. Die Kneipe kann weiterleben. Auf der Grundlage von Kleinigkeiten zum Essen. Ohne wird das Überleben einer Gastronomie immer schwierig sein. Denn es bleibt bei dem Grundsatz: Wenn gegessen wird, hält man sich auch länger auf.

erschienen in: Hagener Zeitung, 09. August 2018

Expertenmeinung: An dieser Stelle ordnen Experten das Thema unserer Serienfolge fachlich ein. Heute ist dies Bernd Luxenburger, Fachberater für Hotellerie und Gastronomie, der auch für den DEHOGA zuständig ist.

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